Eigene Handschrift als Schriftart erstellen
11. Juni 2009Eigentlich wollte ich mir meine eigene Handschrift als Schriftart für den Computer generieren. Doch beim ehemalig kostenlosen Schriftgenerator YourFonts ist mittlerweile nur noch eins kostenlos, nämlich die Vorschau wie die Schriftart nach dem Bezahlen aussehen wird. Alternative Online-Dienste, bei denen man nichts zahlen muss, gibt es nicht und 15 Euro ist mir eine mal eben eingescannte Schrift auch nicht wert, schließlich weiß ich nicht mal, ob (mir) alle Zeichen wirklich gelungen sind.
Naja, das wird man doch auch irgendwie selber machen können. Geht auch, ist allerdings sehr zeitaufwendig. Wenigstens kann man an jeden Buchstaben so sehr feilen wie man will und auch sehr viel mehr Zeichen erstellen. Die Arbeit ist nicht schwer, aber sehr monoton, man sollte nicht nur den Zeitaufwand einplanen, sondern sich am besten alles gut aufteilen.
Die Anforderung sind gering, die hier verwendete Software ist umsonst und Open Source. Sie ist für Linux, Windows und Mac OS X verfügbar. Außerdem braucht man nur noch einen Scanner. Fotografieren wäre auch möglich, ist aber aufgrund der Perspektive nicht zu empfehlen. Man könnte sich auch die ersten Schritte einsparen, wenn man ein Grafiktablett verwendet und dort auch sehr gut schreiben kann, denn die Buchstaben müssen die gleichen Proportionen haben und sollten auch alle gerade sein. Das fällt mir beim Ausfüllen auf Papier mit einem dafür ausgelegten Raster etwas einfacher.
Zunächst muss man alle Zeichen auf ein weißes Papier schreiben, die man später als Schrift haben möchte. Ich habe dazu einfach die Vorlage von YourFonts verwendet und nach jenen Anweisungen ausgefüllt. Sollte man mehrere Seiten als Quelle nutzen immer die gleiche Auflösung und Größen für beide Seiten verwenden. Anschließend möglichst gerade und sauber einscannen.
Anschließend habe ich das die Scanns mit dem Grafikprogramm GIMP bearbeitet, damit der Kontrast möglichst hoch ist. Dazu verwende ich die das Kurvenwerkzeug unter „Farben → Kurven“ und passe die den Graph so an, dass eine steile S-Kurve ein wenige Zentimeter vom rechten Rand entfernt ist.
Danach mit dem Vektorgrafikprogramm Inkscape vektorisiert („Pfad → Bitmap vektorisieren“, mit entferntem Hintergrund) und freigestellt, also zuerst zerlegt („Pfad → Zerlegen“), unnötige Elemente entfernt und danach wieder die einzelnen Buchstaben kombiniert („Pfad → Kombinieren“). Viele weitere Symbole kann man übrigens aus dem bereits vorhandenen Material zusammenbauen.
Damit man die Buchstaben anschließend in den Schrifteditor FontForge importieren kann, müssen die Buchstaben jeweils in der passenden und Größe auf der richtigen Höhe als 1000 × 1000 Pixel große SVG-Datei gespeichert werden. Für einen einfachen späteren Massen-Import als „SVG Template“ in FontForge benennt man die Dateien gemäß ihrer Unicode-Bezeichnung, beispielsweise für das B u0042.svg.
Am besten nimmt man dazu eine Zeichentabelle zur Hand. Außerdem empfiehlt es sich erst einmal alle Zeichen in eine entsprechende SVG-Datei zu kopieren und in einer Reihe durch Hilfslinien (z.B. auf den Höhen 0, 300, 675, 1000) anordnen. Anschließend muss man nur noch jedes Zeichen speichern und die Reihe um eins verschieben. Zum Schluss müssen nochmal alle Dateien geöffnet und alle Zeichen außer das im Sichtbereich entfernt werden.
Öffnet man FontForge importiert man zuerst einmal die SVGs (ggf. als SVG Template) unter „Datei → Importieren…“. Danach empfiehlt es sich „Metrik → in Breite zentrieren“ und „Metrik → Auto Width…“ auf alle Zeichen anzuwenden und die Schrifteigenschaften anzupassen. Übrigens kann man auch die Schriftstärke anpassen und die Buchstaben nochmal bearbeiten. Zum Schluss einfach unter „Datei → Fonts herstellen…“ die Schriftart z.B. als TrueType speichern, dabei einfach eventuelle Hinweise ignorieren. Sollte die Schriftgröße nicht stimmen, einfach die Em-Größe unter „Element → Schrift-Eigenschaften… → General“ ohne Skalierung anpassen.
Und so ist meine Schrift geworden:
Aufwendig, aber brauchbar und ich kann sie jederzeit verfeinern und erweitern. Allerdings dauert es viel länger als bei einem Onlinedienst und es sind Vorkenntnisse im Bereich der Grafikbearbeitung, vor allem in Inkscape notwendig.