Lokalisten: Böses in neuem Design
5. Februar 2008Lokalisten ist eine Online-Community mit 1,6 Millionen Benutzern. Frei nach dem Prinzip „Wer kennt wen und woher kenne ich den?“ versucht die Plattform mit neuen Freunden zu werben. Der Freund deines Freundes könnte ähnliche Interessen haben wie dein Freund, d.h. er könnte ein Freund für dich sein. Kurz: Den eigenen Freunden die Freunde auspannen Dazu zeigt die Plattform bei jedem User an, über wenn man den Benutzer kennt. Nachdem man immer von irgendjemanden eingeladen werden muss bzw. der erste Kontakt der Einlader ist, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man jeden über mehrere Ecken kennt.
Die Plattform bietet eigentlich nichts besonderes: Man kann zu seinem Profil Bilder und Videos hochladen und Nachrichten verschicken. Daneben gibt es noch primitive Funktionen um zu Chatten, ein Tagebuch zu führen (Blog will ich das nicht nennen) und Events auszutauschen. Auch kann man Gruppen beitreten.
Der Vorteil ist aber, dass fast jeder, den ich kenne und der Internet hat, auch bei Lokalisten angemeldet ist. So ist das mittlerweile schon der Hauptkontaktweg für Freunde, der auch ICQ und E-Mail in den Schatten stellt. Der Nachteil ist dafür umso größer. Stellen schon immer die Jugendlichen haufenweise mehr oder weniger private Fotos online, kam bald die Funktion, Personen auf Bildern mit den jeweiligen Profilen zu verlinken. Selbst wenn man aus gutem Grund keine Fotos von sich selbst online stellt, schon bald wurde man auf irgendeinem Bilder verlinkt. Verlinken auf den eigenen Benutzer abstellen? Nicht möglicht.
Gestern wurde nun eine neue Version von Lokalisten online gestellt: Neues Design mit besserem Menü und eine individuell konfigurierbare Startseite für die auch bald Widgets programmiert werden können. Und ganz still und leise kommt dann noch das Feature: Ähnlich wie bei Facebook werden die Aktivitäten der Benutzer peinlichst genau protokolliert und den Freunden zugänglich gemacht – sollte man dies nicht auf der neuen Seite „Privatsphäre“ manuell deaktiviert haben. Immerhin geht man noch nicht zu weit und zeigt keine Einkäufe der letzten Woche und personalisierte Werbung an.
Genauer gesagt werden standardmäßig folgende Aktivitäten protokolliert:
- Änderung im Profil (Daten, Status, Bilder, Videos)
- Schließen einer Freundschaft
- Tagebucheintrag oder Kommentar
- Eintrag auf der Markt-Plattform
- Erstellen eines Events
- Gruppe gründen oder beitreten
- Gästebucheintrag
- Anwendung (Widget) hinzufügen
Ansonsten haben sich nichts großes geändert. Nachrichten sind immer noch nur in chronologischer Reihenfolge gespeichert, Verlauf und Suche fehlen. Die Profilfelder sind immer noch komisch und man kann keine Instant Messager eintragen. Und Freundschaften liegen immer noch für jeden offen. Abmelden geht übrigens auch nicht. Aber vielleicht wird das irgendwann noch was.
03. April 2008 um 14:24
Hi,
ich versteh´nicht ganz, wie das meinst mit der Überschrift. Entweder ich begreife die Ironie dahinter nicht oder sie hat wirklich wenig mit dem Artikel zu tun.
Ich find das eigentlich ganz angenehm, wenn ich mir die Zeit vertreiben will, zu sehen, was für Leute so meine Bekannten und Freunde kennen.
Und… Mit der Verlinkung von Fotos… Naja… an sich liebe ich die Funktion… *g* … Auf die Weise WEISS man wenigstens, dass es neue Peinlichkeitsfotos von einem gibt, die man gegen ein Bierchen wieder löschen lassen kann.
Und die allgemeine Hysterie… Auf blöd: Wen interessiert´s denn?
Natürlich hab ich meine Probleme mit den Ideen eines Herrn Schäuble. Aber die statistische Auswertung von Daten, damit ich eines Tages nie wieder Tchibo-Werbung sehen muss, stötz mich doch wenig…
Also:
Journalismus machen und keine AntiPR, gelle?
11. April 2008 um 20:09
Naja, ich meinte damit einfach, dass neben einem neuen Design auch viele Funktionen gekommen sind, mit denen man noch mehr von sich preisgibt.
Natürlich bieten solche Datensammlungen auch für Nutzer einen Vorteil. Doch beispielsweise das Aktivitätsprotokoll ist doch total daneben, oder? Denn wissen wie man es abstellt tut niemand, aber jede Aktion (z.B. Statusänderungen, neue Freundschaft) wird penibel protokolliert. Nun das mit den Foto-Verlinkungen hat auch seine Vorteile, doch sollte man diese Verlinkung abstellen können, wenn man z.B. bei seinem eigenen Profil auch keine Bilder von sich preisgeben mag.
Trotzdem sollte man auch die Gefahren daran sehen. Doch die Leute merken dass immer erst, wenn es soweit ist. Ein Beispiel wäre, als Facebook die Profile mit den Einkaufskonten von irgendwelchen größeren Versender verbunden hat und man in der Vorweihnachtszeit die gekauften Geschenke sehen konnte …
Ach und noch was, du glaubst doch hoffentlich nicht, die Daten werden nur statistisch ausgewertet? Schon heute gibt es personenbezogene Werbung bei Social Networks.